Masken

Muscheln

Pia

Das Auto fuhr los. Das Ziel war Dänemark. 6 Stunden Fahrt mit Pausen wahrscheinlich um die 8 Stunden. Es ist Winter der Schnee liegt noch hier und da, aber wenn ich zurück aus dem Urlaub bin wird wieder neuer Schnee fallen. 1 Woche Dänemark darauf freue ich mich schon seit Wochen. Endlich mal weg aus der Großstadt. Ich setzte mir Kopfhörer auf, schalte meine MP3-Player an und höre leise Musik. Nach einer Weile schlaf ich ein. Als ich kurz die Augen aufmache sind wir kurz vor Flensburg. Ich schließe meine Augen wieder und schlafe weiter. Mein Freund weckt mich, wir sind schon in Dänemark und wollen eine Pause machen. Nachdem alle auf Toilette waren und wir uns alle die Beine ein wenig vertreten haben geht es weiter. Wir holen den Schlüssel für das Ferienhaus ab. Also wir beim Ferienhaus ankommen kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, das Haus wirkt noch größer und schöner als auf den Bildern im Internet. Alle gehen nach der anstrengenden Anreise früh schlafen.

Am nächsten Tag wollen einige zum Meer mit dem Auto fahren. Doch ich will lieber alleine dort hinlaufen. Als ich loslaufe fängt es an zu schneien. Ich laufe eine ganze Weile die Straße entlang und irgendwann komme ich zu den riesigen Dünen. Ich bahne mir meinen Weg vorbei an den Ferienhäusern und Dünen. Ich höre das Meer rauschen, es ist so laut, viel lauter als in meiner Erinnerung. Ich laufe eine Düne hoch die aussieht wie eine geöffnete Muschel. Immer wieder rutsche ich ein ab, irgendwann hab ich den Trick raus wie ich am besten hochlaufe ohne immer wieder runterzurutschen. Als ich oben auf der Düne stehe erfasst mich als erstes der kalte Wind. Ich bleibe stehen, ich kann mich nicht mehr bewegen, das Meer ist soweit. Jedes Mal bin ich davon überwältigt. Ich höre das Rauschen in meinen Ohren und schaue den Wellen zu wie sie sich am Ufer brechen.

Muscheln

Stephy

Langsam lief sie am Strand entlang. Der Wind wehte ihr das weite Sommerkleid um die Beine. Die Strandkörbe, die zu den Unmengen Hotels in der Nähe gehörten, waren bereits abgeschlossen, ebenso wie die kleinen Holzhäuser, in denen Bote, Surfbretter und ähnliches zum Verleih standen. Für eine Nacht im Hochsommer waren die Temperaturen eher mild und sie genoss die kräftigen Winde, die an ihr zerrten. An ihrer Seite hin ein bunter Beutel, in dem es bei jeder Brise raschelte und klapperte.

Ihre Augen glitten suchend über den dunklen Sand. Sie suchte nach Muscheln, die von den Wellen beinahe ausschließlich an diesen Teil des Strandes gespült wurden. Nach kurzer Zeit fand ihr geübter Blick schließlich, was sie suchte. Eilig lief sie auf ihren bloßen Füßen die paar Meter und hockte sich hin. Das ihr langes Kleid dabei durch die Brandung nass wurde, war ihr egal.

Vorsichtig wusch sie die Muschel im Meer aus und kramte eine kleine, aber kräftige Taschenlampe aus ihrem Beutel, um ihren Fund zu betrachten. Als sie grade in die lila und blau gefärbten Windungen der Muschel versunken war, bemerkte sie, das jemand sich vor sie hockte und sie genau so fasziniert anstarrte wie sie die Muschel. Zwinkernd zwang sie sich in die Gegenwart zurück und sah den jungen Mann an, der sich da so dreist zu ihr gesellt hatte.

„Kann ich ihnen helfen?“ fragte sie forscher als beabsichtigt.
„Die Frage wollte ich ihnen grade stellen. Sammeln sie Muscheln?“ fragte er mit einem Lächeln.
„Nein.“ kam die für ihn offenbar überraschende Antwort.
„Ich mache Ketten daraus und verkaufe sie. Aber ich …“

Sein Lachen unterbrach sie. Wütend sah sie ihn an. Er kannte sie gar nicht, wie konnte er dann die Dreistigkeit besitzen, sie auszulachen?

„Aber sie sammeln sie doch trotzdem. Oder wollen sie mir erzählen, das sie mitten in der Nacht an den Strand kommen um sich Muscheln anzusehen? Ich wette, in dem Beutel da haben sie noch viel mehr.“

Ruckartig stand sie auf, wickelte die Muschel in Papier, das sie mitgebracht hatte und steckte sie ein. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um und ging davon. Als ob sie sich von irgendwelchen Fremden belehren lassen musste.

„Ich komm sie mal in ihrem Laden besuchen.“ rief er ihr hinterher. Sie würde es nie zugeben, aber sie hoffte es.

Der etwas andere Pirat

Nicky

„Wir haben ein Leck. Max sag dem Käpt´n bescheid.“ Der alte Jim zeigte mit der einen Hand auf die Treppe, die zum Deck führte und mit der Anderen versuchte er verzweifelt das Leck zu zuhalten. Ich  nickte Jim, wissend was zu tun ist, zu und lief an Deck zum Käpt´n unserer Piratenbande. Der alte Jim und ich wurden vom Käpt´n beauftragt die Schiffsladung zu befestigen,weil uns ein Sturm überrascht hatte und die Ladung das Schiff sonst noch mehr zum Schaukeln brachte. Dies stellte sich allerdings am Ende schwieriger als geplant heraus. Die Fässer und Kisten schwankten immer hin und her und zerquetschen  mich fast. Jim hatte mich noch rechtzeitig zur Seite  geschubst, als ein Fass auf mich zu rollte. An Deck angekommen peitschte mir der Wind auch schon um die Ohren. Die Frisur war damit hinüber. Als ich mich umschaute, sah ich nur unkontrollierbares Chaos. Taue und Seile hängten da, wo sie eigentlich nicht sein sollten, die Segel waren an vielen Stellen zerrissen, Männer und Frauen  liefen  wie wild und hin und her und  am Schlimmsten war,dass der Käpt´n  am Steuer stand und lachte. Wie konnte ein Mann lachen, wenn wir alle gerade drauf gehen? Ich verstand es nicht und würde es auch nie verstehen. Ich kämpfte mich durch die Menge der verrückt gewordenen Leute. In einer Ecke hörte ich wie 3 Männer Wetten abschlossen, wer als Erster ins Jenseits wanderte. Mein gedachter Kommentar dazu;  na dann viel Glück. Völlig nass und halb erfroren kam ich beim Käpt´n an. Ich fragte vorsichtig:˶  Käpt´n?“  Der schien mich nicht wahr zu nehmen und lachte immer noch. Ich vermutete mal, dass der  den Verstand verloren. Hatte. ˶ Käpt´n?“ Ich versuchte es noch einmal lauter, aber der Käpt´n lachte einfach weiter.˶Käpt´n“ schrie ich ihm jetzt ins Gesicht. Der Käpt´n lachte noch lauter und ich legte ihm meine linke Hand auf die Schulter, um nicht umzufallen. Um uns herum tobte der Sturm heftiger. Hagel und dicke Regentropfen prallten auf das bereits von Wellen überflutete Deck. Ich hatte die Nase gestrichen voll. Ich ballte mit der rechten Hand eine Faust und schlug dem Käpt´n volle Breitseite ins Gesicht. Der Käpt´n ließ endlich das Steuer los und sah mir eiskalt in die Augen, sodass es mir durch Mark und Bein lief. ˵Käpt´n! Wir haben ein Leck im Lagerraum. Was sollen wir jetzt machen?“ Ich versuchte es ihm so schonend wie möglich beizubringen, aber was dann als Nächstes geschah, war nicht geplant. Der Käpt´n wendete sich wieder dem Steuer zu und fing erneut an zu lachen. Oh Mann, wär ich doch bloß zu Hause geblieben. Der Käpt´n hat definitiv eine Schraube locker. ˶ Weißt du was Landratte. Das Leben ist erst lebenswert, wenn es genau solche Momente gibt. Also genieße es.“ Nur leider hasste ich solche Momente. Der Käpt´n ließ das Steuer wieder los, schnappte sich eine Flasche Rum, die auf dem Deck hin und her schaukelte und trank sie mit einem großem Zug leer, dann lachte er weiter. Verwirrt, verzweifelt und ohne Plan stolperte ich zurück in den Lagerraum.
˶ Und? Was hat er gesagt?“ Der alte Jim sah mich hoffnungsvoll an. Es tat mir jetzt richtig leid ihm die schlechte Nachricht des Käpt´n zu überbringen. ˶Nichts. Der Käpt´n hat den Verstand  verloren. Wir sind auf uns allein gestellt.“ Entsetzt und zitternd fing er  sich eine Kiste und setzte sich darauf. Er hatte das Leck mit ein paar Brettern zu genagelt, diese würden aber nicht lange halten. „ Gott allein weiß was zu tun ist.“ betend streckte der alte Jim die Hände zum Himmel. Ich schnappte mir ebenfalls  eine Kiste und setzte mich Jim gegenüber. Das Wasser reichte mir mittlerweile fast bis zu den Knien und ich konnte meine Füße schon lange nicht mehr spüren, weil das Wasser so beißend kalt war. „ Weißt du Max? Ich habe immer geglaubt auf See finde ich, der alte Jim, Vergebung“ „ Wovor suchst du Vergebung Jim? “ Ich verstand die Welt nicht mehr, als er auf die Frage antwortete. „ Ich habe deine Mutter Sophia gekannt. Ich habe sie über alles geliebt. Sie war die schönste und klügste Frau auf der ganzen Welt. Ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen. Es tut mir leid. Ich habe dich und deine Mutter im Stich gelassen, als du noch in den Windeln lagst, nur um mein Piratenleben weiter führen zu können. Ich habe keine Ahnung was deine Mutter dir erzählt hat, aber eins sollst du wissen. Ich habe sie immer geliebt. Kurz bevor dein Vater starb bat er mich auf dich und deine Mutter aufzupassen. Aber mir war die See wichtiger als Sophia und du.“Der alte Jim schloß kurz die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor er mich  direkt ansah. „ Weißt du, dein Vater war ein großartiger Pirat. Er starb in einem Seegefecht mit der Marine. Er wäre bestimmt stolz auf dich.“ An dieser Stelle fingen seine Augen zu leuchten an und eine kleine Träne rollte über seine rechte Wange.  „ Ich habe immer geglaubt, mein Vater wäre an einer schweren Krankheit gestorben und er sei ein berühmter Marinesoldat gewesen.“ „ Hat Sophia dir das so erzählt?“ Ich schwieg. Meine Mutter hatte mir viel erzählt, wenn der Tag lang genug war. Sie hatte mir erzählt mein Vater wäre ein toller Soldat gewesen. Er hätte viele Abenteuer erlebt und er war auf dem Schiff des  legendären Piratenkönigs, um ihn schlussendlich festzunehmen. Sie hatte mir auch erzählt, er wäre krank gewesen und dann irgendwann gestorben. Mein Ziel und Traum war es immer genauso zu werden wie er, ein großer Seemann mit dem Unterschied, das ich Pirat werden wollte. Ich wollte  immer alles dafür tun, das er stolz auf mich ist. Die Tatsache, dass er ebenfalls ein Pirat und anscheinend doch kein so toller Mann war,  ändert leider vieles. Falls der alte Jim erreichen wollte mir den Boden unter den Füßen wegzureißen, dann herzlichen Glückwunsch. Er hatte es geschafft. Mich brachte eigentlich nichts aus der Ruhe, aber das hatte gesessen. Mein Blick fiel auf meine Füße. Sie waren jetzt endgültig aus Eis. Das Wasser war  leider noch weiter gestiegen und meine Oberschenkel waren jetzt auch nass. Na toll! Kann es eigentlich noch schlimmer werden? Der Sturm tobte immer noch und an Deck waren die Schreie irgendwie lauter geworden. Sie klangen jetzt nicht mehr wie Schreie sondern eher wie weinen und klagen. Anscheinend dachten die Letzten  jetzt auch ans Sterben. Ich stand auf und die Kiste schaukelte wieder weiter. Ich sah in die blass blauen Augen des alten Jims , die auf einmal noch viel älter wirken. „ Eins sollst du noch wissen bevor wir alle hier ersaufen, Ich bin immer stolz auf dich gewesen.“ Und damit stand er ebenfalls auf und ging an Deck. Was dann mit ihm geschah, weiß ich nicht mehr. Ich blieb somit alle im Frachtraum zurück und ließ mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen bis mich plötzlich irgendetwas am Hinterkopf traf und ich das Bewusstsein verlor.