Spiegelscherben

Janny

Unglücklich sah sie in den Ganzkörperspiegel. Ihre langen Haare, noch nass vom Waschen, fielen ihr schwer auf den Rücken. Mit zitternden Fingern löste sie das feuchte Handtuch, das sie sich nach dem Duschen unter die Achseln geklemmt hatte. Als sie ihren nackten Körper sah, waren all die Sprüche wieder da: „Moppel!“; „Klopps!“; „Hey, guckt euch die mal an!“; „Ihh!“

Eine Träne lief ihr über die Wange. Im Licht des Deckenfluters wurden all ihre Problemzonen, jedes noch so kleine Polster hervorgehoben.

„Hässlich, fett…“ wiederholte sie leise die Sprüche ihrer Klassenkameraden. Dann sah sie die Träne auf ihrer Wange.

„NEIN!“ rief sie laut, holte aus und schlug mit der Faust in den Spiegel. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah sie auf die Spiegelscherben und hob schließlich eine auf.
„Das bin ich nicht!“ versprach sie sich selbst.